Gedenken an den 17. Juni 1953

Autor: Florian Weigel

Ausgangslage

Seit den 1950er-Jahren bauten die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) und die Sowjetunion in der DDR den Sozialismus immer ungestümer auf: Die gesamte politischen Macht wurde bei der SED konzentriert. Die Demokratie und Freiheits- und Grundrechte wurden massiv eingeschränkt, politisch Andersdenkende wurden unterdrückt. Außerdem wurde die Wirtschaft stark umgestaltet. Sie sollte zu einer gelenkten Planwirtschaft werden. Das führte zu großen wirtschaftlichen Problemen und dazu, dass die DDR-Bürger unter Versorgungschwierigkeiten litten. Gleichzeitig konnten die Ostdeutschen sehen, dass es den Menschen in Westdeutschland besser ging. Deswegen waren die Ostdeutschen sehr unzufrieden mit der politischen Führung.

Aufstand

In dieser angespannten Lage beschloss die SED 1953 eine Erhöhung der Arbeitsnormen um 10 Prozent. Das bedeutete, dass die Menschen mehr arbeiten mussten, dafür aber nicht mehr Lohn bekamen. Dadurch stieg die Wut in der Bevölkerung noch mehr.

Am 16. Juni 1953 gingen Bauarbeiter in Berlin gegen diese Normerhöhung in den Streik. Weil viele Menschen sehr unzufrieden waren, schlossen sie sich dem Streik an. Am nächsten Tag, dem 17. Juni, weiteten die Demonstrationen sich ganz stark aus. Es kam zu einem umfassenden, flächendeckenden Volksaufstand in der ganzen DDR. Die Frauen und Männer protestierten für die Abschaffung der neuen Arbeitsnormen, für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage und für Freiheit, Wiedervereinigung und Demokratie.

Gewaltsame Niederschlagung

Der Aufstand am 17. Juni 1953 war so groß, dass die sozialistische Diktatur in der DDR ins Wanken geriet. Das Volk ließ sich von der SED nicht mehr unterdrücken. Politisch freie DDR-Bürgern hätten wohl den SED-Staat abgeräumt und die Einheit Deutschlands vollzogen.

Die Sowjetunion wollte das in ihrem Herrschaftsbereich auf keinen Fall zulassen. Deswegen übernahm am 17. Juni das sowjetische Militär die Regierungsgewalt und rief den Ausnahmezustand aus. Die Besatzungsmacht setzte ihre Soldaten ein, um den Aufstand niederzuschlagen. Allein in Berlin rollten 600 sowjetische Panzer auf die Frauen und Männer los. Soldaten schossen die Demonstranten nieder. In der ganzen DDR wurde der Aufstand blutig unterdrückt.

Nachwirkungen und Würdigung

Die Bilder, auf denen sowjetische Kampfpanzer in den Straßen Berlins gegen unbewaffnete Demonstranten losschlagen, brannten sich in das kollektive Gedächtnis der Weltöffentlichkeit ein. Sie sind auch heute noch Sinnbild für das Unrechtsregime im ehemaligen Ostblock.

Durch die brutale Unterdrückung starben 125 Menschen. Und auch in der Folge wurden noch viele Menschen willkürlich verhaftet und hingerichtet.

Die Ostdeutschen und die Welt mussten am 17. Juni 1953 gewaltsam erfahren, dass die Sowjetunion ihre Einflusszone und den Sozialismus im Zweifel auch mit Waffengewalt absichern würde.
In Westdeutschland spielte die Erinnerung an diese Ereignisse, anders als in der DDR, eine große Rolle. Der 17. Juni wurde zum gesetzlichen Feiertag. Er sollte dazu aufrufen, die SED-Diktatur und die deutsche Teilung zu überwinden. Nach der friedlichen Revolution in der DDR 1989 wurde er durch den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober ersetzt.

 

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